Vergiftungen
mmer wieder kommt es bei unseren Haustieren zur Aufnahme von Stoffen, die sie nicht vertragen, von denen sie krank werden.
Wenn Hunde oder Katzen mit Erbrechen und Durchfall in der Praxis vorgestellt werden, fragen viele Besitzer: Ist das eine Vergiftung?
Das können wir dann oftmals gar nicht mit "ja" oder "nein" beantworten. Natürlich ist es möglich, das die Ursache für die Magen-Darm-Beschwerden eine Aufnahme von giftigen Substanzen ist. Aber wenn man die „Giftaufnahme“ nicht direkt beobachtet hat, kann man eben nur mutmaßen. Denn es gibt natürlich noch viele andere Ursachen für Erbrechen und Durchfall.
Dennoch gibt es manchmal einen so dramatischen Krankheitsverlauf, dass eigentlich nichts anderes als eine Vergiftung in Frage kommt.
Wenn Sie mit Ihrem kerngesunden Hund zum Spaziergang aufbrechen und noch auf dem Weg nach Hause fängt der Hund an zu Speicheln, Erbrechen, Zittern, oder er fängt an zu Torkeln und erscheint benommen, dann ist eine Giftaufnahme doch sehr wahrscheinlich. Auch Krampfanfälle, die nicht wie bei einem epileptischen Anfall nach wenigen Minuten vorbei sind, sind typische Anzeichen für eine Vergiftung.
Fast nie weiß man, was der Hund oder die Katze genau aufgenommen hat. Daher ist es auch fast nie möglich, ein entsprechendes Gegengift zu verabreichen. Vergiftungen werden symptomatisch behandelt. Das heißt, hat der Hund Erbrechen und Durchfall, werden Medikamente verabreicht, die diese Beschwerden lindern bzw. beenden. Und je nach Zustand des vergifteten Tieres muss eventuell auch eine stationäre Behandlung mit Infusionen und anderen intensivmedizinischen Maßnahmen vorgenommen werden.
Wenn Sie sehen, dass Ihr Hund sehr verdächtige Substanzen aufgenommen hat, z.B. Päckchen mit rosa Getreidekörnern, so sieht z.B. Rattengift häufig aus, dann sollten Sie schnell eine Tierarztpraxis aufsuchen. Dann kann dem Hund ein Brechmittel verabreicht werden, so dass die giftigen Substanzen gar nicht erst gesundheitlichen Schaden anrichten können.
Wie bei vielen anderen Dingen auch gilt bei Giftaufnahme: die Dosis macht das Gift.
Ich erinnere, wie ich im Notdienst an einem Heiligabend mehrfach mit einem Besitzer telefonieren musste, dessen West-Highland-White-Terrier hatte Schokolade gefressen. Da Schokolade recht schnell dünnflüssig wird im Magen und der Besitzer die Aufnahme erst nach einiger Zeit bemerkt hat, war die Injektion eines Brechmittels nicht mehr sinnvoll. Ich sagte daher, solange es dem Hund gut geht, solle er sich nicht sorgen und abwarten. Meistens bekommen die Hunde starken Durst und er solle dafür sorgen, dass ausreichend Trinkwasser angeboten wird und vielleicht einmal mehr den Hund spazieren führen, da vermehrter Durst ja auch zu vermehrter Urinproduktion führt.
Nach einiger Zeit rief der Besitzer wieder an. Da war schon der 1. Weihnachtstag, es war 2 Uhr nachts. Er hätte nun im Internet recherchiert und herausgefunden, wie giftig doch Schokolade für Hunde wäre und er wäre nun nicht mehr bereit länger zu warten.
Ich versuchte ihn zu beruhigen, das nur größere Mengen vor allem von dunkler Schokolade Probleme bereiten würden. Ich könnte außerdem ja kein Gegenmittel für Schokolade verabreichen. Vergiftungen würden behandelt, nachdem was der Hund für Beschwerden hat.
Da der Besitzer sich nicht überzeugen ließ, fragte ich: Was macht denn ihr Hund jetzt mitten in der Nacht um 2 Uhr? Der Besitzer antwortete: Der schläft.
Das war ein gutes Beispiel für „die Dosis macht das Gift“. Der Schokoladendieb schlief selig und träumte vielleicht von der süßen Beute und dem Besitzer wurde vor lauter Sorge der Schlaf geraubt. Und nicht nur dem Besitzer, auch der diensthabenden Tierärztin....
Ich erinnere aber auch einen Zeitungsartikel, da wurde von einer Besitzerin berichtet, dass ihr Hund an einer Vergiftung gestorben sei. Sie wäre noch beim Tierarzt gewesen, der hätte noch Injektionen verabreicht und hätte gesagt, die Chancen würden 50:50 stehen. Dann wäre der Hund zu Hause gestorben. So geht das natürlich nicht. Wenn der Hund so schlimm dran ist, gehört er in stationäre Therapie.
Das habe ich einmal einer Frau versucht klar zu machen, deren Dackel war offenbar schwer vergiftet. Sie war aber nicht bereit, den Hund in eine große Tierklinik zu bringen und hat bei einem Tierarzt in ihrer Nähe bis Mitternacht den Hund versorgen lassen. Dann haben sie den Hund mit nach Hause genommen und er sei dann in ihrem Bett zwischen ihr und ihrem Mann morgens um 4 Uhr gestorben. So zumindest hat sie es mir am nächsten Tag berichtet. Ich war entsetzt, der Hund war keine 2 Jahre alt.
Lernen Sie also hier, Vergiftungen müssen nicht schlimm verlaufen. Aber wenn die Vergiftungserscheinungen sich dramatisch entwickeln, dann lassen Sie sich nicht mit ein paar Injektionen und der Prognose 50:50 „abspeisen“.
Die Firma MSD hat eine, wie wir finden tolle Auflistung von unverträglichen und giftigen Substanzen für Hunde und Katzen erstellt. Hier können Sie diese ansehen und herunterladen.