Regelmäßig ertasten Tierbesitzer bei Ihren Haustieren „Gnubbel“, „Knoten“ oder wie auch immer
diese Gebilde dann bezeichnet werden.
Wir Tierärzte bezeichnen alles was irgendwo wächst wo es nicht hingehört als Tumor. Oder weniger
„dramatisch“ formuliert: Umfangsvermehrung.
Wobei das Wort Tumor noch nichts über den Charakter des „Gnubbels“ aussagt. Also ob es sich um
einen bösartigen oder gutartigen Tumor handelt.
Genau genommen müssen wir auf Ihre Frage: „Was ist das?“ immer mit: „Das ist ein Tumor“
antworten.
Es gibt „Gnubbel“, da ist es keine Diskussion, ob der entfernt werden muß. Aber dann wiederrum
gibt es Tumoren, das ist es schon eine Überlegung, ob man den überhaupt herausoperiert. Oftmals
sind es auch Fettgeschwülste, Lipome genannt. Wenn die sich nicht an einer sehr ungünstigen Stelle
befinden und nicht sehr groß sind, dann überlege ich oftmals, ob da eine Operation wirklich
notwendig ist. Aber was, wenn ich mich irre und es ist doch kein Lipom? Die Diagnose Lipom kann
nur über das Zellbild des Tumors gestellt werden. Also müssen mindestens Zellen entnommen
werden und unter dem Mikroskop untersucht werden. Ich schicke solche Proben immer in ein drauf
spezialisiertes Labor.
Viele Besitzer sagen:“Ach ich beobachte das weiter, ob das größer wird, das ist weich und läßt sich
bewegen“. Irgendwie ist das eine Meinung, die aus vielen Köpfen nicht raus zu kriegen ist. Die
Größe eines Tumors sagt nichts über den Charakter aus. Genauso wie die Konsistenz.
Ich erinnere einen Hund der hatte als er mir erstmalig vorgestellt wurde, einen Tumor in der
Kniekehle. Ich sollte den Hund untersuchen und impfen. Als ich die Besitzerin auf den Tumor
ansprach meinte sie, den hätte er seit 5 Jahren und der würde sich nicht verändern.
Dann 1 Jahr später beim Impfen war der Tumor doppelt so groß und sie meinte, nun müsse sie wohl
doch einen Operationstermin vereinbaren. Der Tumor war aber nicht mehr zu operieren. Er hatte
sich schon ganz in die Tiefe des Gewebes ausgebreitet und auch bereits Metastasen gestreut. Es
handelte sich um einen Mastzelltumor. Wäre der Tumor entfernt worden, als er vor 6 Jahren das
erste mal aufgefallen war, wäre der Hund nicht mit 9 Jahren gestorben. Das ist ein Beispiel dafür,
das es einfach falsch ist Tumoren zunächst zu „beobachten“.
Mein eigener Hund hatte zig „Gnubbel“. Hätte ich die alle weg geschnitten, wäre sie 3 x jährlich
operiert worden. Ich habe die als gutartig und nicht störend eingestuft und beschlossen das so zu
lassen. Gestorben ist sie dann an einem Tumor am Herz. Den hätte man niemals wegoperieren
können. Auch wenn ich den frühzeitig entdeckt hätte. Das hingegen ist ein Beispiel dafür, dass es
auch gut gehen kann und es am Ende die richtige Entscheidung ist, nicht alles an
Umfangsvermehrungen zu operieren.
Richtig ist also, immer über eine sogenannte Feinnadelaspiration zu einer Diagnose zu kommen. Es
wird also mit einer Nadel in den Tumor gestochen und es werden Zellen gewonnen und geguckt, ob
der Tumor gutartig ist. Wenn ja, dann kann man überlegen, ob es notwendig ist zu operieren oder
nicht.
Eine Feinnadelaspiration (FNA) macht auch Sinn, um eine Tumoroperation zu planen. Ein
Mastzelltumor z.B. muß sehr weiträumig umschnitten werden, da man sonst Gefahr läuft, den nicht
vollständig entfernt zu kriegen. Dann findet der Pathologe an den Schnittkanten noch bösartige
Tumorzellen und man muß erneut operieren, damit auch alles entfernt ist. Also macht es Sinn,
schon vor der Operation zu wissen, um was für eine Art Tumor es sich handelt.
Eine FNA ist aber bei Brusttumoren (Mammatumoren) nicht möglich.
Sie sehen, alles nicht so einfach. Wie so oft in der Medizin. Für jeden Fall muß indiviuell
entschieden werden. Wir helfen dabei.
Franziska Kähler